[Feuerwehrkapelle (1880-1887)] [Gründung (1909-1928)] [3. Reich (1933-1940)] [Nachkriegsdeutschland (1949-1957)] [Stadtkapelle heute]

Die Stadtkapelle und das 3. Reich

Das Jahr 1934 brachte dann einen entscheidenden Einschnitt. Hier ein Auszug aus einem Gemeinderatsprotokoll vom 23. Januar 1934:
Es ist beabsichtigt, die Stadtkapelle der Deutschen Arbeitsfront, Ortsgruppe Asperg anzugliedern und zwar soll dies geschehen einem Wunsch der ca. 20 Musiker zufolge, die einem nationalen Verband angehören möchten. Damit würde die Kapelle über ihren bisherigen Aufgabenkreis hinaus auch der NSDAP bzw. der D.A.F. zur Verfügung stehen, bei Aufmärschen und sonstigen Veranstaltungen.
Der Ortsvorsteher befürchtet mit dieser Änderung eine Beeinträchtigung der Interessen der Gemeinde einschließlich der Feuerwehr, denn nachdem die Gemeinde die Kapelle finanziert durch Bezahlung des Dirigenten, müsse ihr in erster Linie das Verfügungsrecht zustehen. Es dürfe nicht so sein, daß die Gemeinde zu bezahlen, aber nichts mehr zu sagen habe.
Für die Kapelle hat die Gemeinde seit April 1928 3.511 RM aufgewendet, dem Dirigenten werden z.Zt. 8 RM wöchentlich bezahlt und ein Teil der Instrumente ist Eigentum der Gemeinde. Nur vom Gesichtspunkt aus, daß mit der Angliederung der Kapelle an die D.A.F. die nationale Sache gefördert wird, kann der Gemeinderat zustimmen.

Nach einer längeren Aussprache erteilt der Gemeinderat das Einverständnis wie bisher den Dirigenten aus der Gemeindekasse zu bezahlen unter folgenden Bedingungen:

  1. Die Kapelle muß wie bisher der Gemeinde und der Feuerwehr bei ihren Veranstaltungen einschließlich der Platzkonzerte in erster Linie zur Verfügung stehen.
  2. Den Vorstand der Kapelle bestimmt der Gemeinderat.
  3. Die Kapelle führt wie bisher die Bezeichnung Stadtkapelle Asperg, mit dem Zusatz: eingereiht in die D.A.F.
Die Parteileitung bestätigt den Erhalt des Gemeinderatsbeschlusses und antwortet wie folgt:
Die Stadtkapelle tritt mit sofortiger Wirkung der D.A.F. Ortsgruppe Asperg bei. Durch den Übertritt behält die Stadt ihre bisherigen Rechte. Die D.A.F. Ortsgruppe Asperg übernimmt die organisatorische Führung der Kapelle, dadurch sind die Musiker verpflichtet, regelmäßiger als bisher ihren Dienst auszuführen. Der Übertritt erfolgt auf Wunsch der einzelnen Mitglieder. Ausdrücklich wird betont, daß die Kapelle jederzeit der Stadt und der Feuerwehr zur Verfügung steht.
Der Übertritt wird am 27.Januar 1934 im Hirsch vor der Kreisleitung vollzogen. Den Obmann für die Kapelle bestimmt die D.A.F. Es muß dies ein Soldat gewesen sein, Musik lieben und Musik kennen.

Die nun eingeführten diktatorischen Maßnahmen hatten zur Folge, daß zunächst der langjährige Dirigent Paul Noa am 1.Juni 1935 abgesetzt und durch Herrn König aus Ludwigsburg ersetzt wurde. Daraufhin traten der seitherige Vorsitzende Adolf Knecht und mit ihm mehrere Musiker aus der Kapelle aus.
Am 12. Oktober 1935 erging folgendes Schreiben von Bürgermeister Käser an H. Dirigent König:
Ich muß Ihnen leider mitteilen, daß sich der Gemeinderat, nachdem sich die Leistungen der Stadtkapelle in letzter Zeit statt gebessert eher verschlechtert haben, namentlich dadurch, daß die Mitgliederzahl zurückgegangen ist, veranlaßt sieht, Ihre aus der Gemeindekasse gewährte Belohnung von monatlich 40 RM bis zu einer anderen Regelung der Angelegenheit in Wegfallkommen zu lassen.

Damit war die Stadtkapelle nicht mehr spielfähig und somit aufgelöst. Am 31. März 1936 wurde aus den Resten der Stadtkapelle, der Tanzkapelle Eugen Seitz und durch Zwangsverpflichtung des Posaunenchors ein Musikzug der NSDAP aufgestellt. Dirigent wurde Eugen Seitz. Dieser Musikzug bestand bis zum Jahr 1940 und stellte infolge Einberufung der meisten Mitglieder zur Wehrmacht am 1. April 1940 seine Tätigkeit ein.

Aus dem 2. Weltkrieg sind folgende Mitglieder der Stadtkapelle nicht mehr zurückgekehrt: Otto Hirschmann, Emil Nägele, Willi Nägele, Otto Locher.


Letzte Änderung am 17.12.2008 durch webmaster@stadtkapelle-asperg.de